Der Wolf Bestandteil Rügens Fauna?


Für den Jagdverband Rügen und Hiddensee e.V. stellt die Wiederansiedlung des Wolfs einen bedeutenden Erfolg des Artenschutzes dar. Der Wolf ist ein fester Bestandteil unserer heimischen Fauna. Mittlerweile vergeht kaum noch eine Woche ohne Sichtungen, Aufnahmen oder andere Nachweise seiner Anwesenheit auf Rügen. In den vergangenen Tagen wurde der Wolf mehrfach im zentralen Bereich der Insel bestätigt (C1-Nachweis).

Die besonderen naturräumlichen Verhältnisse der Inseln, ihre intensive landschaftsgebundene Nutzung und die großflächigen Beweidungsmaßnahmen stellen jedoch besondere Herausforderungen dar. Dazu zählen der Erhalt einzigartiger, zum Teil europarechtlich geschützter Grünländer (z. B. auf Mönchgut und Hiddensee) sowie die Beweidung von Deichen, die dem Schutz von Leben und Eigentum dienen.

Vermutlich junge Wölfin (C1-Nachweis) am 18.08.2025 südöstlich von Bergen

Der Jagdverband Rügen und Hiddensee fordert daher die Politik auf, kurzfristig ein Wolfsmanagement einzuführen, das den Besonderheiten des Landschaftsraums der Inseln entspricht und die geltenden gesetzlichen Rahmenbedingungen berücksichtigt. Grundlage dafür muss eine landschaftsökologische Lebensraumpotenzialanalyse sein.

Der Verband fordert Politik, Naturschutz, Tourismus und Landwirtschaft auf, sich wissensbasiert, lösungsorientiert und auch finanziell einzubringen. Gemeinsam soll unter wissenschaftlicher Begleitung eine Lebensraumpotenzialanalyse erarbeitet werden. Diese bildet die Grundlage für ein nachhaltiges Wolfsmanagement.

Die Analyse bewertet das Potenzial der Inseln Rügen und Hiddensee als Lebensraum für Wölfe. Sie soll zeigen, welche Habitate ganzjährig geeignet und nachhaltig nutzbar sind, ohne erhebliches Konfliktpotenzial zu erzeugen. Damit wird die generelle Eignung und mögliche Besiedlung dargestellt – unabhängig von der aktuellen Verbreitung. Bestehende Modelle zur Eignung von Wolfslebensräumen erfassen bisher nicht das Potenzial eines geografisch klar abgrenzbaren und großflächig isolierten Landschaftsraums wie Rügen und Hiddensee.

Auf Grundlage der Potenzialanalyse kann ein Konfliktmodell entwickelt werden. Dieses basiert nicht auf Befragungen, Präferenzen oder Einzelfallgutachten, sondern auf den erhobenen Habitatdaten. Ergänzt wird es um ökonomische und sozioökonomische Faktoren, um mögliche Konflikte zu bewerten. Dadurch lassen sich Szenarien modellieren – etwa zu Konfliktpotenzial, Entschädigungszahlungen, Herdenschutzmaßnahmen oder Betretungsregelungen. Entscheidend ist die Verknüpfung wildbiologisch relevanter Daten mit raumplanerischen, ökologischen und sozioökonomischen Entwicklungszielen der Inseln.

Wolfssichtung am 18.08.2025 im zentralen Inselbereich

Um eine schnelle, unbürokratische und zielgerichtete Umsetzung zu erreichen, sucht der Jagdverband Rügen und Hiddensee den Dialog mit allen Akteuren des ländlichen Raums. Ziel ist es, die finanzielle Basis für die Analyse zu sichern. Der Verband steht bereit, diese Aufgabe als Träger gemeinsam mit wissenschaftlichem Sachverstand, unter Berücksichtigung der raumplanerischen Rahmenbedingungen und Ziele, umzusetzen. Die Jägerschaft wird dabei eine zentrale Rolle spielen, da sie das Wolfsmanagement in der Praxis tragen und ausführen muss.

Für das laufende Monitoring bittet der Jagdverband alle Bürger, Fotos und Videos von Wölfen auf den Inseln dem Verband zur Verfügung zu stellen. Landwirte und Jäger werden aufgefordert, Risse, Kotproben, Haare und anderes Material für genetische Untersuchungen bereitzustellen. Nur durch ein wissenschaftlich fundiertes Monitoring ist ein wirksames Wolfsmanagement möglich.