In einer laufenden Studie werden Füchse, Marderhunde und Waschbären auf der Insel Rügen mit Unterstützung der regionalen Jägerschaft unter Federführung des Jagdverbands Rügen & Hiddensee e.V. über drei Jahre hinweg beprobt. Die genauen Koordinaten des Aufenthaltsortes jedes Tieres werden aufgezeichnet, um anhand von Landschaftsdaten Analysen der Umweltrisikofaktoren zu ermöglichen. Nach der Sektion am Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems werden von allen Tieren Darmschleimhaut-, Abstrich-, Gewebe- und Serumproben entnommen und auf verschiedene zoonotische Erreger (darunter Fuchsbandwurm und andere Parasiten, z. B. Duncker‘scher Muskelegel und Trichinen) untersucht. Darüber hinaus wurde zwischen Schaprode und Trent mit der Sammlung von Fuchslosung begonnen, um die Nachweishäufigkeit des Fuchsbandwurms in Losung mit der im Fuchsdarm vergleichen zu können.


Abb. 1: Das Sammeln von Fuchslosung zum Nachweis der Nukleinsäuren vom Fuchsbandwurm
Seit Beginn der Studie im November 2023 wurden bisher 402 Füchse, 227 Marderhunde, 73 Waschbären, 14 Dachse, 3 Steinmarder und ein Baummarder untersucht. Darüber hinaus wurden zwischen Schaprode und Trent mehr als 300 Losungsproben gesammelt und Nukleinsäuren zum Parasitennachweis extrahiert.
Die virologischen Untersuchungen konzentrierten sich zunächst auf den Nachweis von Antikörpern gegen Influenza-A-Viren. Von den 518 bislang untersuchten Tieren waren 18% serologisch positiv (56/299 Füchsen, 22/159 Marderhunden, 13/52 Waschbären und 1/7 Dachsen).
Die bakteriologischen Untersuchungen zielten auf den Nachweis bestimmter Arzneimittel-resistenter Bakterien. Bei Füchsen konnten aus 13% der Proben resistente Bakterien isoliert werden. Bei Marderhunden und Waschbären waren es 11% der bislang untersuchten Proben.
Die parasitologischen Ergebnisse bestätigten das Vorkommen des Fuchsbandwurms bei Füchsen (27% positiv) und Marderhunden (5% positiv) auf der Insel Rügen. Der Duncker’sche Muskelegel wurde sehr häufig bei Füchsen (37% positiv) und bei Marderhunden (41% positiv) nachgewiesen. Trichinen-Infektionen bei Raubwild scheinen selten zu sein. Bislang wurden Trichinen nur bei sechs der untersuchten Tiere nachgewiesen (bei 4 Füchsen und 2 Marderhunden).

Abb. 2: Untersuchungsergebnisse zum Fuchsbandwurm für Füchse und Marderhunde
Eine erste statistische Analyse der Landschaftsfaktoren ergab, dass ein zunehmender Anteil an Ackerland in der Nähe der Erlegungsorte der Füchse mit einem erhöhten Risiko einer Fuchsbandwurm-Infektion korrelierte. Im Gegensatz dazu schützten ein zunehmender Anteil an Waldflächen und eine größere Entfernung zum nächsten Waldgebiet vor einer Infektion.
Alle am Projekt Beteiligten möchten der Jägerschaft Rügens und Hiddensees ausdrücklich für die außerordentliche Unterstützung des Raubwildprojekts auf Rügen danken und hoffen, dass die erfolgreiche Zusammenarbeit auch in den kommenden Monaten fortgesetzt werden kann.
Friedrich-Loeffler-Institut:
Josefine Wassermann, Jonas Heck, Kerstin Wernike, Hannes Bergmann, Christoph Staubach, Carola Sauter-Louis, Gereon Schares
Helmholtz Institut für One Health:
Xènia Camprubí-Márquez, Alexandra Bahr, Larin Gierse