Wild auf Wanderschaft – Zwischenziel erreicht


„Wild auf Wanderschaft“ verfolgt mit Beharrlichkeit, Hingabe, Einsatzbereitschaft und unter Berücksichtigung wildbiologischer Erfordernisse das Ziel: „Machen ist besser als Wollen“.

Am Gründonnerstag gelang es dank des engagierten und verantwortungsvollen Einsatzes der Jägerschaft Südwest-Rügen und Herrn Dr. Norman Stier, fünf Stück Rotwild mit Sendern auszustatten.

Damit wurde ein wichtiges Zwischenziel erreicht: die Besenderung von fünf jungen Rotwildstücken, verteilt über die Inseln Rügen und Hiddensee – unter Berücksichtigung des arttypischen Raum-Zeit-Verhaltens sowie der vegetativen Entwicklung – bis spätestens Ende April 2025.

Dieser Erfolg ist dem beharrlichen Einsatz, dem wildbiologischen Wissen der beteiligten Jägerschaften sowie ihrer Kenntnis des saisonalen Verhaltens und der Raumnutzung des Rotwildes zu verdanken. Hinzu kommt die Bereitschaft, einen zukunftsorientierten, wissensbasierten Umgang mit der großen Leitart Mitteleuropas zu fördern. Die außergewöhnliche Kameradschaft innerhalb der Jägerschaft über Reviergrenzen hinweg, gepaart mit seit Monaten abgestimmten jagdlichen Maßnahmen, ermöglichte es, dass die ausgewählten Tiere vertraut und ruhig ihren Lebensraum nutzten – eine wichtige Voraussetzung für die gezielte Besenderung.

Der Jagdverband Rügen und Hiddensee wird fortlaufend über das Raum-Zeit-Verhalten, die saisonale Habitatnutzung sowie besondere Merkmale der besenderten Tiere berichten. Ziel ist es, der interessierten Öffentlichkeit, der Jägerschaft sowie Behörden und Verbänden mit raumplanerischen Aufgaben fundierte Informationen zur Verfügung zu stellen.

Mit besonderer Ehrfurcht und in Gedenken an einen der bedeutendsten Wildbiologen der Inseln und Deutschlands, Prof. Dr. Axel Siefke, regte die Jägerschaft Südwest-Rügen an, den dort besenderten jungen Hirsch „Axel“ zu nennen. Prof. Siefke widmete sich neben der Ornithologie intensiv der Schalenwildforschung, insbesondere in Bezug auf Raumnutzung, genetische Vielfalt und nachhaltige jagdliche Nutzung unter wildbiologischen Gesichtspunkten.

Derzeit sind auf Rügen zwei junge Hirsche (2–3 Jahre), ein Spießer, ein Schmaltier und ein zweijähriges Tier mit Sendern ausgestattet. Mit weiterer finanzieller Unterstützung, auch durch den Jagdverband Rügen und Hiddensee, ist geplant, bis Herbst 2025 weitere Stücke zu besendern.

Dem Vorstand des Jagdverbandes Rügen und Hiddensee ist es ein Anliegen, sich anlässlich dieses erfolgreichen Zwischenschrittes bei den Jägerschaften, Flächeneigentümern, Bewirtschaftern und öffentlichen Einrichtungen der Rotwild-Schwerpunktgebiete herzlich zu bedanken. Nur durch ihre Mitwirkung können die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden, um das jagdliche Management so auszurichten, dass die kommenden Besenderungen erfolgreich umgesetzt werden können.

In der Hoffnung, dass ausreichend finanzielle Mittel bereitstehen, sollen mindestens fünf weitere Rotwildstücke besendert werden. Dies würde eine belastbare Modellierung des Raum-Zeit-Verhaltens, der Wander- und Ausbreitungskorridore, der saisonalen Habitatnutzung sowie des Flucht- und Meideverhaltens ermöglichen – insbesondere in Bezug auf touristisch intensiv genutzte Landschaftsräume. Neben der Analyse des Raum-Zeit-Verhaltens ermöglicht die Besenderung auch Rückschlüsse auf Jäger-Beute-Verhältnisse, insbesondere im Hinblick auf die zunehmende Präsenz des Wolfes in Deutschland. Die gewonnenen Daten können helfen, mögliche Auswirkungen auf das Verhalten, die Bewegungsmuster und das Sicherheitsverhalten des Rotwildes in Reaktion auf Beutegreifer wie den Wolf besser zu verstehen.

Nach Aussage von Dr. Norman Stier existiert bislang keine vergleichbare wissenschaftliche Studie auf einer Insel mit so intensiver und vielschichtiger Raumnutzung, die gleichzeitig keine großflächigen, störungsarmen Rückzugsräume von mehreren Tausend Hektar bietet.

Das Projekt „Wild auf Wanderschaft“ soll aufzeigen, wie eine genetisch gesunde und vielfältige Rotwildpopulation auch in einer intensiv genutzten Kulturlandschaft wie der Insel Rügen langfristig gesichert und ein möglichst konfliktarmes Miteinander ermöglicht werden kann.

Für Rückfragen, weiterführende Informationen oder zur Erörterung einer persönlichen Beteiligung am Projekt wenden Sie sich bitte direkt an den Vorstand des Jagdverbandes Rügen und Hiddensee e.V..

Vorstand des Jagdverbandes Rügen und Hiddensee e.V.
Thomas Niessen