Wild auf Wanderschaft_Erster Zwischenbericht


Erste wildbiologisch und belastbare Ergebnisse der Lebensraumpotentialanalyse des Rotwildes aus dem Projekt „Wild auf Wanderschaft“ des Jagdverbandes Rügen und Hiddensee liegen vor und stellen die Grundlage der weiterführenden wildbiologischen Zielformulierungen unter Einbeziehung der soziökologischen und der arttypischen Zeit-Raumnutzung auf den Inseln Rügen und Hiddensee, dar.

Der Jagdverband Rügen und Hiddensee bedankt sich für die Unterstützung aus der Jägerschaft, den Revierinhabern, die in ihren Revieren die Möglichkeit geschaffen haben, dass Rotwild besendert werden kann, Verbänden, Behörden, der Wissenschaft, Universitäten sowie Hochschulen und vor allen der privaten Wirtschaft, die dieses einmalige Projekt überhaupt erst finanziell ermöglicht hat.

Die wildbiologische Bedeutung des Projekts für die Jägerschaft und dem ländlichen Raum zeigt sich darin wieder, dass ein wildbiologisch sehr umfassender Fragebogen zur historischen Entwicklung und zum aktuellen Stand des Rotwildes, Raumnutzung u.a.  von allen Hegeringen des Verbandes, der Hegegemeinschaft Rügen und Hiddensee, der Landesforst, der Bundesforst, der DBU, der beiden Nationalparke, des Biosphärenreservates, dem Thünen Institut, der Jagdbehörde des Landkreises, dem Deutschen Wetterdienst, dem Amt für Katastrophenschutz, der DBU und von Stiftungen innerhalb sehr kurzer Zeit beantwortet wurde und damit ein Informationsfundament zum Rotwild für eine Fläche von ca. 90.000 ha bereitgestellt hat.

Diese Informationen ermöglichen es, in Verbindung mit den derzeit vorliegenden fast 20.000 Geo-Datenpunkten der besenderten Tieren Modellierungen zum Raum-Zeit-Verhalten sowie zur Habitatnutzung des Rotwildes auf bestehenden Konflikte vorzunehmen.

Bis Anfang 2026 werden diese Informationen wissenschaftlich, unteranderen mit Dämmerungszeiten, Nutzungs- und Bewirtschaftungsstrukturen des ländlichen Raumes, landschaftsgebundenen Erholungen, Verkehrsanlagen, urbanen Strukturen, Wetterdarten, Wildruhezonen, Informationen zu Hochwasser, geschlechtliche Verteilung, Geburtenentwicklung, Abschusszahlen, Wildtierkrankheiten, Unfallschwerpunkte, belegbare Wanderkorridore auf den Inseln aber auch zwischen den Inseln und dem Festland u.a. eine Population beeinflussende Faktoren modelliert.

Die zum Teil seit 1972 vorliegenden Daten zur Entwicklung und Entnahme des Rotwildes (durch Jagd, Unfälle u. a.) ermöglichen eine rückblickende Modellierung der Populationsentwicklung auf den Inseln. Auf dieser Grundlage können Empfehlungen für ein wildbiologisch fundiertes und artgerechtes Management des Rotwildes abgeleitet werden, das sowohl die zu erwartenden Veränderungen des Landschaftsraums als auch die bestehenden landschaftsgebundenen Nutzungen berücksichtigt und somit die Basis für den nachhaltigen Erhalt einer gesunden Rotwildpopulation bildet.

Parallel zu der auf wildbiologische Inhalte aufbauende Befragung erfolgte eine öffentliche Befragung zum Rotwild, um ein Bild zu erhalten, wie Rotwild in der Bevölkerung wahrgenommen wird. Mit Stand Ende Oktober 2025 lagen ca. 800 Antworten aus Deutschland und Europa vor. Die Antworten spiegeln ein sehr gutes Meinungsbild von Menschen wider, die nicht mit der Jagd verwurzelt sind bzw. im urbanen Raum leben. Die Ergebnisse dieser Befragung werden auch im Zuge der für das Frühjahr 2026 vorgesehenen Veranstaltung vorgestellt.

Die Auswertung der Informationen zum Rotwild in Verbindung den laufenden Monitoring des Jagdverbandes Rügen und Hiddensee zum Vorkommen und der Raumnutzung des Wolfs und Goldschakals auf den Inseln Rügen und Hiddensees stellt die Grundlage  für eine beabsichtigt umfassende Betrachtung dieser beiden Arten und dessen Einfluss auf die Nutzung des Landschaftsraumes als naturschutzorientierte, touristische und landwirtschaftliche soziökonomische Wirtschaftsgrundlage sowie auch dessen Einfluss auf Beweidung zum Erhalt von gesetzlich geschützten Grünlandtypen sowie zur Sicherung des Hochwasserschutzes auf Deichen.

Erste zusammenfassend Ergebnisse werden im Frühjahr 2026 öffentlich und medial vorgestellt. Aufbauend auf diese Ergebnisse und bestimmte Zeitachse ist es das Ziel, bis Ende 2026 erste Empfehlungen hinsichtlich einer wildtierökologischen Raumplanung als Grundlage zum nachhaltigen Erhalt einer gesunden Rotwildpopulation auf den Inseln Rügen und Hiddensee unter Berücksichtigung der soziökologischen und -ökonomischen Entwicklung zu treffen.

Grundsätzliches Ziel ist es, dass die Ergebnisse des derzeit in Vorbereitung befindlichen Vorhabens „Lebensraum- und Konfliktpotenzialanalyse des Wolfs und Goldschakals auf den Inseln Rügen und Hiddensee“ in die ersten Empfehlungen einfließen. Dieses für Mecklenburg-Vorpommern als Pilotprojekt angelegte Vorhaben schafft – unter Berücksichtigung der geänderten gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Schutzstatus des Wolfs – die Grundlage für das erforderliche Monitoring und das darauf aufbauende Management.

Darüber hinaus bildet das Projekt eine wichtige Basis für die Betrachtung und Bewertung des zunehmend auf den Inseln Rügen und Hiddensee auftretenden Wolfs sowie dessen Einfluss auf den Landschaftsraum und die damit verbundenen Nutzungen.

Thomas Niessen     

Vorsitzender Jagdverband Rügen und Hiddensee